Zusätzliche Züge nicht erst ab dem Jahr 2034

Kreistag schickt einen dringenden Appell an das Land und fordert außerdem, den Bahnhof in Groß Behnitz wieder zu reaktivieren

Von Joachim Wilisch

Havelland. Nachdem in einigen Städten und Gemeinden inzwischen Appelle beschlossen wurden, um den Ausbau der Lehrter Stammbahn, der Hamburger Bahn und des Bahnhofes Spandau zu beschleunigen, war nun der Kreistag an der Reihe. „Die Landesregierung wird gebeten, alles zu unternehmen, um eine bessere und häufigere Anbindung der Gemeinden im Landkreis entlang der Linie RE 4 an die Metropole Berlin möglichst noch vor 2034 zu erreichen und den Ausbau der Lehrter Stammbahn und den damit verbundenen Ausbau der Gleisinfrastruktur zu forcieren“, lautet der zentrale Satz in dem Beschlussvorschlag.

„Wir begrüßen, dass der Bund die Lehrter Stammbahn ausbauen und damit die Bahnverbindung zwischen Rathenow und Berlin verbessern will“, sagte Michael Koch, Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion. Zusammen mit den Bauern und der LWN hatte die CDU den Antrag eingereicht.

Mit dem Zeitplan – der Ausbau soll 2034 vollendet werden – lasse sich schwer leben. Deshalb fordern die Gemeindevertretungen und Stadtverordnetenversammlungen – und nun eben auch der Kreistag – Verbesserungen vor diesem Termin. Im Westhavelland seien Tausende Menschen, die in Berlin arbeiten, auf einen guten Takt in die Hauptstadt angewiesen.

Im Zentrum steht vorerst die Frage, ob vor dem Ausbau der Stammbahn bereits Taktverbesserungen möglich sind. Möglicherweise könnten durch eine Optimierung des Verkehrs zusätzliche Züge auf der vorhandenen Strecke untergebracht werden, so Koch.

Bei einem Termin mit anderen Bürgermeistern aus der Region hatte sich der Rathenower Verwaltungschef Ronald Seeger kämpferisch gezeigt: „Wir dürfen nicht locker lassen und müssen in dieser Sache an einem Strang ziehen“, sagte er. Denn eine bessere Bahnverbindung komme der gesamten Region zugute. Als das Thema im Kreistag diskutiert wurde, zeigte sich Daniel Golze für die Fraktion Die Linke/Die Partei aber enttäuscht von Seeger. „Ich wünschte der Bürgermeister meiner Heimatstadt würde so viel tun, wie zum Beispiel der Verwaltungschef von Wustermark.“ Golze forderte den Landrat auf, er solle „alle Bürgermeister und Amtsdirektoren an die Hand nehmen und einbinden“.

Landrat Roger Lewandowski hatte allerdings zunächst keine guten Nachrichten in der Angelegenheit.

Wie berichtet, hatte der Landrat an die Deutsche Bahn geschrieben, um Rathenow wieder als Haltepunkt an der Interregio-Strecke Berlin-Hamburg aufzunehmen. Das wurde von dem Verkehrsunternehmen nun abgelehnt.

Bleibt noch die Hoffnung, dass auf der Strecke Rathenow–Berlin einige Interregio-Zugpaare zum VBB-Tarif fahren und auch die VBB-Bahnhöfe anfahren. Der Landtagsabgeordnete Christian Görke (Die Linke) hatte sich dafür eingesetzt. Diese Idee werde noch geprüft, hatte Görke vor einiger Zeit wissen lassen.

Einen wichtigen Zusatz hatte die FDP-Fraktion. Wenn die Lehrter Stammbahn reaktiviert wird, dann müsse auch der Bahnhof Groß-Behnitz wieder ans Netz. Das sei ein wichtiges Anliegen, das immer wieder bei Versammlungen und Treffen zu dem Bahn-Thema geäußert wurde, sagte FDP-Fraktionsmitglied Guido Müller.

Im Bundesverkehrswegeplan 2030 ist der Ausbau der Lehrter Stammbahn zwischen Hannover und Berlin immer noch in der Kategorie „Vordringlicher Bedarf“ eingeordnet. Und als Teilmaßnahme ist der eingleisige Neubau der Stammbahn zwischen dem Abzweig Bamme und dem Abzweig Ribbeck benannt.

Damit würde das größte Hindernis für einen flüssigeren Regionalverkehr zwischen Rathenow und Berlin beseitigt. Denn bislang ist es so, dass auf dem besagten rund 17 Kilometer langen Streckenabschnitt nur zwei Schnellbahngleise liegen. Alle Regional- und Güterzüge müssen diese nutzen.

Ziel der Planung sei es nach wie vor, diesen Engpass durch den Bau eines dritten Gleises zu beseitigen, so ein Sprecher der Bahn. Ein durchgehendes Stammbahngleis zwischen Rathenow und Berlin werde den Regional- vom Fernverkehr trennen. Auf jeden Fall soll sich dann die Fahrtzeit zwischen Rathenow und Berlin – wenn auch nur geringfügig – verkürzen.

Die Frage, ob auf dem eigenen Regionalgleis ein besserer Takt möglich sei, können Bahn-Verantwortliche nicht beantworten. Denn: die Frequenz wird vom Land bestellt. Dass auf einem eigenen Gleis die Voraussetzungen für eine Taktverdichtung günstiger sein werden, als es momentan der Fall ist, streitet aber niemand ab.

Die Kreistagsabgeordneten sind allerdings überzeugt, dass zu gewissen Tageszeiten schon jetzt mehr Zugpaare eingesetzt werden können. Insbesondere am Morgen und am Abend.

Quellenangabe: Der Havelländer vom 01.07.2020, Seite 17